Der Traum vom eigenen OnlineshopLesezeit ~ 8 Min.

Beitrag aktualisiert am 14. März 2016

Seit vielen Jahren baue ich Shops auf und betreue Shop-Betreiber bei täglichen Problemen. In den letzten Jahren habe ich so viele bunte Shop gesehen, viel Ideen mit verwirklicht und auch viele verschiedene Branchen aus allen Richtungen erlebt. Aber dennoch bleibt die Fragen: wird es ein Erfolg?


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Gründung und Erfolg eines Onlineshops

Seit 2010 betreue ich Shop-Betreiber. Bis dahin war ich selbst einer, der mit einem Linux Computer-Shop erfolgreich werden wollte. Ich hatte mich also auf einer Nische spezialisiert. Allerdings war die Nachfrage nicht sehr gut und die Eröffnung eines Ladenlokals in einer Gegend die nicht sehr Technik-Interessiert war, scheiterte ebenfalls. Es lief zwar, aber nicht zufriedenstellend. Parallel habe ich mich immer mit Gründung und Webdesign wie auch allgemein eCommerce beschäftigt, bis ich dann 100% gewechselt bin.

Vor kurzer Zeit habe ich meine Projekte auf dem PC und auch E-Mail-Programm sortiert und geprüft wie viele es davon noch gibt. Das Resultat war für mich erschreckend. Von denen wo ich Ordner hatte, musste ich 50 löschen. Rund 50 Existenzen durch Geschäftsaufgabe oder Einstellen der Online-Tätigkeit eingestellt. Vier davon haben jedoch nur das Shop-System gewechselt, 2 haben den Shop gegen einer Info-Webseite getauscht. Das kommt einer Online-Aufgabe gleich, wenn man eigentlich verkaufen wollte.

Was ist schief gelaufen?

Diese Fragen stellt sich dann natürlich sofort. Wo waren die Fehler, was hätte man tun können? Wenn ich zuerst meinen eigenen PC-Sektor betrachte, so lag es an den finanziellen Mitteln. Ich habe ohne Start-Budget und ohne Rücklagen gegründet. Kredite bekam ich ohne Sicherheiten nicht. Umfangreiche Werbemöglichkeiten blieben mir verschlossen. Ich hatte mich auf dem Betriebssystem Linux spezialisiert, Windows nur nebenbei. Hier wäre mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig gewesen. Auch mehr Werbung in Fachzeitschriften. Aber da legt man schon mal 800 Euro hin. Im Nachhinein habe ich aber auch ganz zu Beginn kein SEO beherzigt. Alles Fehler die ich gern weiter gebe. Denn viele sehen in SEO gar nicht so das notwendige Ding. Im Rahmen meines SEO-Analyse-Angebot, habe ich so einige Shops gesehen, die die gleichen Fehler machten. Man kann also generell sagen, dass Unwissenheit und Finanzen der häufigste Grund sind. Viele Betreiber habe ich erlebt, die dachten das man einen Shop einfach eröffnet und das da nicht viel dabei sei. Die Realität hat diese dann bereits nach kürzester Zeit eingeholt. Onlineshop-Betreiber ist kein einfacher Job, wenn man das so sagen kann. Und gerade in kleinen Shops muss der Betreiber alle Positionen übernehmen, die in großen Unternehmen in Abteilungen getrennt werden. Marketing, Einkauf, Verkauf, Planung, Support, Finanzwesen und oft auch Steuerwesen werden von einer Person, oder ggf. dessen Ehe-Partner übernommen. Man muss viel im Kopf behalten, denn nebenbei muss man ja auch den Geschäft (Bestellungen) nachgehen. Ja, und dann gibt es auch viele, die vor allem in der ersten Zeit noch einen Hauptjob haben, bis das Online-Gewerbe richtig läuft. Grundsätzlich finde ich das auch gut, ist es ja eine gewissen Grundabsicherung.

Was kann man tun?

Ruhe bewahren! Natürlich ist es damit nicht getan 🙂  Aber ein klarer Kopf ist schon auch wichtig. Ein Shop muss ständig genauestens unter die Lupe genommen werden. Im folgenden eine kurze, nicht abschließende Liste:

  • Besucherzahlen ohne Kauf prüfen vs. erfolgreiche Kaufabschlüsse
  • Mit Tools wie Google Analytics Prüfen wo meine Besucher her kommen, und an welcher Stelle sie gehen.
  • Kunden anschreiben, wie sie mit dem Shop zurecht kamen oder wo es Probleme gab.
  • Kunden anschreiben, die zwar angemeldet sind, aber nicht gekauft haben. Diese Kunden haben sich nicht grundlos angemeldet und ihre Daten preis gegeben.
  • Kunden anschreiben, die schon länger nichts mehr gekauft haben (hier das Thema „Werbung und Newsletter“ beachten!)
  • Den Shop prüfen, ob alle SEO-Richtlinien beachtet wurden. Dazu gibt es hier im Blog Unmengen an Tipps…
  • Von Zeit zu Zeit neue Artikel einstellen, oder bestehende ändern. Google sieht so, dass der Shop „Lebt“.
  • Das gleiche gilt für den Content. Es sollten immer mal Informationen für den Kunden hinzu kommen. Vielleicht neue Tipps und Ratschläge. Ein externer Blog lässt den Blog aufleben, nicht zwangsläufig den Shop!
  • Gibt es eine Über-Uns-Seite? Dies schätzt Google sehr und vor allem auch (Neu-) Kunden. Hier sollte ein längerer Text erscheinen, nicht nur 3 Sätze über das eigene Angebot. Der Kunde sollte mehr vom Unternehmen erfahren.
  • Gibt es eine Kundenbewertung? Schaue ich in neuen Shops (als Kunde), suche ich zuerst eine Kundenbewertung. Und diese muss nicht einmal von großen teuren Anbietern sein. Wichtig ist, dass es überhaupt diese Möglichkeit gibt und man nachlesen kann. Ideal ist auch eine Artikel-Bewertung.
  • Sehr Vorteilhaft sind auch Produkt-Videos. Kunden sehen so schon einmal den Artikel in Aktion. Wer die Möglichkeit hat, kann auch 360° Aufnahmen bereit stellen.
  • Wurden die „richtigen“ Zahlungsarten verwendet? Ich sehe auch oft Shops, die nur Vorkasse und bestenfalls Nachnahme anbieten. PayPal ist jedoch die beliebteste Zahlungsart und sollte nicht fehlen. Auch Sofortüberweisung finde ich ganz praktisch.
  • Wie sind die Versandkosten gegliedert? Wenn möglich – ein kostenloser Versand, ggf ab einer gewissen Grenze, kommt ganz gut an.
  • Hat der Artikel einen Aussagekräftigen Text? Ich habe Beschreibungen mit 3 Wörter gesehen. Man sollte sich nicht wundern, warum da kein Umsatz zustande kommt. Vor allem wenn man bedenkt, dass Google die Keywords nicht aus dem Meta-Tag, sondern auch dem Text entnimmt. Tipp: Den Artikel einfach mal bei Google eintippen und sehen, wie Google den Begriff vervollständigt. So erhält man wertvolle Schlüsselwörter bzw. Wortgruppen.
  • Wir leben in einer Zeit, wo Smartphones und Tablets den Computer die Show stehlen. Im Webdesign heißt es deshalb auch: „Mobile First“. Heißt, dass Webseiten zuerst für mobile Endgeräte erstellt werden. Das ist zwar von Branche zu Branche unterschiedlich, aber generell sieht man deutlich diesen Trend. Das Stichwort sind also Responsive Templates die sich allen Endgeräten anpassen.
  • Ist die Shop-Suche optimal positioniert? Viele auch bekannte Shops nutzen die Suche nicht optimal. Oft passt es auch von der Farbe nicht, so dass man mit der Suche vor den Augen die Suche sucht.
  • Hat man im Artikel Suchbegriffe der internen Suche hinterlegt? Hier auch an Vertipper oder alternativen Keywords denken.
  • Ggf. sollte man für die interne Suche einen Dienstleister ins Boot holen, der eine Fehlertolerante Suche realisiert. Findologic ist zum Beispiel in Gambio (…) vorinstalliert.
  • Multichannel und Werbung – im folgenden noch genauer erläutert…

Stichwort: Multichannel und Preisvergleiche

Um die Reichweite zu erweitern, sollte man in Erwägung ziehen, auch auf Portale wie eBay und Amazon zu verkaufen. Die Nachteile sind sicher vorhanden, wenn man an Preis-Dumping und Zusatzkosten denkt. Aber wenn man selbst ein Produkt sich, wo sucht man? Bei Google und landet man meist direkt bei Amazon oder eBay. Wenn man nicht bei Google sucht, dann direkt bei einem der beiden Anbieter. Es gibt zwar noch mehr Auktionshäuser, aber eBay ist und bleibt unangefochtener Platzhirsch. Daneben kann man natürlich auch bei den anderen anbieten. Das macht ja Multichannel ebenfalls aus.

So bietet man seine Waren im eigenen Shop und auf anderen Portalen an. Fertigt man selbst, bietet sich sicher Dawanda an. Generell sollte man auch über der Aufnahme in Preisvergleiche nachdenken. Auch hier entstehen Zusatzkosten, die man genau im Auge behalten sollte. Da die zukünftigen Kunden zu 99% über Google kommen, wenn es keinen Direkt-Einstieg gibt, sollte man auch über Google-Shopping nachdenken. Google-Shopping ist direkt mit der Suche verknüpft und somit auch eine ernste Überlegung wert. Auch hier entstehen Zusatzkosten.

Werbung auf Facebook und Google

Als letztes Thema möchte ich auf Werbung eingehen. Viele Betreiber werben gar nicht online. Andere über Google AdWords. Ich hatte damals kein Budget für Google-Werbung, bis ich einen großzügigen Gutschein bekommen habe. 100 Euro schenkten mir die Leute von Google Irland 🙂 Wie viele PCs habe ich damit verkauft? Keinen einzigen! Ich bekam ein paar Monate später wieder Gutscheine im Wert von 75,- EUR und 50,- EUR die ich sogar Summieren konnte. Vielleicht ein PC ging dadurch über den virtuellen Ladentisch. Ein Gespräch mit Google brachte neue Erkenntnis. Man sagte mir, dass man im PC-Bereich min. 600 Euro im Monat investieren muss. Okay, mehr als meine private Miete… Dieser Werbekanal war für mich undenkbar und wenn ich überlege wie viele PCs ich verkaufen muss um nur die Werbekosten wieder rein zu bekommen – dann „Gute Nacht“. Für ein Einzelunternehmen ohne Mitarbeiter nicht machbar, behaupte ich – sofern man nicht 24h am Tag Arbeiten will.

Facebook verspricht da mehr. Mit wenig finanziellen Einsatz viele Hundert bis Tausend Menschen erreichen, die auch nach dem Produkt suchen – da Facebook ja alles weiß 😉 . Diese Möglichkeit kam für mich zu spät. Von Kunden weiß ich aber, dass man tatsächlich günstig zu vielen Neukunden kommen kann. Und nicht umsonst, ist Facebook derzeit die beste Werbe-Kanal. Schließlich sich viele Nutzer aus jedem Alter, jeder Einkommensschicht und jeder Region vertreten. In meinem Bereich nutze ich nur die Fan-Seite, über der auch schon einiges möglich ist. Ich muss Gott sei Dank sagen, dass ich auch ohne aktiver Werbung gute Nachfrage habe. Dennoch plane ich auch mit Facebook-Werbung verschiedene neue Produkte zu bewerben.

Auch wenn die Überschrift es nicht erahnen lässt, bietet sich in manchen bereich noch immer Print-Werbung an. In der Presse, Tageszeitungen oder auch Fachzeitschriften. Hier muss man immer abwägen, wie das Kosten-Nutz-Verhältnis ist.

Bilderquelle: Thorben Wengert  / pixelio.de

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