Privatsphäre auch im Netz bestmöglich schützenLesezeit ~ 4 Min.

Beitrag aktualisiert am 10. Juli 2020

Im ganz normalen Online-Alltag nehmen die Meisten gar nicht wahr, dass sie keinesfalls anonym im Internet unterwegs sind. Doch der Zufall ist wohl kaum schuld daran, dass kurze Zeit nachdem wir uns beispielsweise über Möglichkeiten der Schlafzimmereinrichtung informiert haben, mit entsprechenden Werbeanzeigen versorgt werden. Sogenannte Webprofile werden von jedem Internetnutzer angelegt, um sein Kaufverhalten mit gezielten, zu ihm passenden Werbeanzeigen zu beeinflussen.


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Wer liest schon die AGB?

Ein einziger Blick in die Nutzungsbedingungen von Google reicht aus. Freundlich wird man hier darauf hingewiesen, dass bei der Nutzung von Google Diensten wie die Google Suche oder Google Maps verschiedenartige Inhalts- und Nutzungsdaten erfasst werden. Dazu zählen unter anderem Cookies, Standortdaten, Geräte-IDs sowie die IP-Adresse. Anhand dieser Informationen ist es rein theoretisch möglich, exakte Rückschlüsse auf die Person zu ziehen. Darüber hinaus kann man in der Datenschutzerklärung lesen, dass „ähnliche Technologien“ zum Tracking verwendet werden und nicht weiter benannte Partner Zugriff auf diese Daten erhalten. Angesichts dieser Tatsache wird deutlich, dass der Verbraucher heutzutage kaum noch einen Überblick darüber hat, wo und wie seine persönlichen Daten erfasst und gespeichert werden.

Überwachung des Surfverhaltens: Eine Gefahr?

Vielbesuchte Webseiten, Informationen zu Kaufvorlieben sowie individuelle Verhaltensmuster im Netz werden heute über zahlreiche Technologien gesammelt. Aus diesen Daten werden Persönlichkeitsprofile erstellt, die Rückschlüsse zu dem jeweiligen Nutzer zulassen. Wer also ganz ohne Schutz im Internet unterwegs ist, läuft nicht nur Gefahr, sondern wird tatsächlich in seinem Surfverhalten überwacht, sodass sich letztlich die gesamte Internetsitzung, der komplette Verlauf über sämtliche Webseiten hinweg lückenlos nachvollziehen lässt. Doch was ist daran eigentlich so bedenkenswert und wozu kann die Weitergabe solcher Daten an Dritte führen?

Viele reagieren auf diese Tatsachen gelassen und halten es mit dem alten Spruch: Und wenn schon, ich hab mir nichts zu schulden kommen lassen. Das mag ja auch sein, die Frage ist nur, zu welchen zukünftigen Szenarien es noch kommen wird. Schon jetzt ist das Surfverhalten für das sogenannte Kreditscoring relevant. Viele Kreditinstitute prüfen vor einer Kreditvergabe Informationen aus sozialen Netzwerken, etwa Kommentare, Likes oder den Freundeskreis. Unter Umständen kann der ein oder andere Kommentar oder der falsche Freund sich dann negativ auf die Kreditvergabe auswirken. Ähnliches lässt sich in nahezu allen Bereichen konstruieren, etwa schlechtere Konditionen bei der Krankenversicherung, da festgestellt wurde, dass die betroffene Person sich intensiv über bestimmte Krankheiten im Internet informiert hat.

Wie also kann man sich schützen?

Am sichersten sind Informationen noch immer dann, wenn sie geheim gehalten werden. Wer also großen Wert auf seine Privatsphäre legt und nicht möchte, dass seine Daten für undurchsichtige oder gar zukünftige Aktivitäten genutzt werden, der muss seine Online-Identität bestmöglich verbergen. Möglich wird dies mit diversen Maßnahmen.

Zunächst ist es sinnvoll einen VPN Server zu nutzen, um möglichst anonym im Netz unterwegs zu sein. Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) ermöglicht es anonym zu surfen, Geoblocking-Sperren zu umgehen oder auch Daten verschlüsselt über das Internet versenden. Für alle gängigen Browser existieren entsprechende Plugins. Eine Auswahl an empfehlenswerten VPNs findet man hier. Mit einem aktiven VPN wird beispielsweise die IP-Adresse durch die des VPNs ersetzt und der eigentliche Nutzer bleibt verschleiert. Innerhalb des Netzwerks sind übermittelte Daten zudem verschlüsselt und ist somit von Außen nicht einsehbar. Zusätzlich sollte man sich an folgende Maßnahmen halten:

• Mehrere Browser Nutzen
Damit das Anlegen von Nutzerprofilen erschwert wird, bietet es sich an unterschiedliche Browser und Browserprofile zu nutzen. Es bietet sich beispielsweise an ein separates Profil für Social-Media-Aktivitäten und einen weiteren für alle anderen Aktivitäten. So wird es zusätzlich erschwert, eindeutige Profile anzulegen. Darüber hinaus sollte man Google Chrome generell am besten überhaupt nicht verwenden, da hier zahlreiche Daten an Google übermittelt werden.

• Sicherer E-Mail-Versand
Brisante E-Mails sollte man zudem nicht von einem normalen E-Mail Anbieter aus versenden. Normalerweise sind E-Mails nicht sonderlich geschützt, ein Postgeheimnis gibt es in dieser Hinsicht nicht. Zwar sind gewöhnliche E-Mails transportverschlüsselt, also auf dem Weg vom Absender zum Empfänger geschützt, die jeweiligen beiden E-Mail-Anbieter können die Nachricht jedoch ebenfalls sehen. Es gibt diverse auch kostenlose E-Mail Anbieter, welche eine sichere, weil verschlüsselte E-Mail Kommunikation anbieten.

• Adblocker nutzen
Insbesondere Werbung im Netz ist mit diversen Tracking-Mechanismen versehen, welche die Aktivitäten im Netz sehr genau erfassen. Mit einem aktivierten Adblocker werden diese Mechanismen ausgeschaltet. Zudem surft es sich ohne Werbung ohnehin besser.

Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Ebenen im Netz, bei denen der Umgang mit unseren Daten nicht immer ganz transparent ist. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, sollte sich daher genau informieren, wie man möglichst sicher im Netz unterwegs ist und seine Privatsphäre bestmöglich schützt.

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2 Gedanken zu „Privatsphäre auch im Netz bestmöglich schützen“

  1. Datenschutz ist heutzutage ein heißes Thema. Vor allem, dass jeder mehr Zeit online verbringt. Es ist ein Bereich, der sich ständig ändert, um persönliche Daten sicher zu halten. Danke, dass Sie über dieses Thema geschrieben haben.

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  2. Guten Tag,
    vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel.
    Datenschutz ist wirklich ein wichtiges Thema, über das man jedoch meist viel zu wenig weiß.
    LG aus Hannover,
    ONMA

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