Beitrag aktualisiert am 26. Mai 2020
Cicero, Martin Luther King, Steve Jobs, Barack Obama. All diese Personen haben eines gemeinsam: Sie waren bzw. sind großartige Rhetoriker und haben mit ihren Worten schon viele Menschen überzeugt. Was es mit der Rhetorik auf sich hat und wie auch Sie ein erfolgreicher Rhetoriker bzw. eine erfolgreiche Rhetorikerin werden, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist Rhetorik?
Der Begriff „Rhetorik“ kommt vom altgriechischen Wort „rhētorikḗ“ und bedeutet so viel wie „Redekunst“ oder „Kunst der Beredsamkeit“. Dabei vereint die Rhetorik Wissenschaft und Kunst. Zum einen beschäftigt sie sich mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung von erfolgreichen Reden. Zum anderen wird es als Kunst angesehen, solche Reden anzufertigen und vorzutragen.
Die Rhetorik hat ihre Ursprünge im antiken Griechenland und im alten Rom. Am Beginn war sie vor allem vor Gericht wichtig, um rechtliche Streitigkeiten zu gewinnen. Rhetorik war damals ein wichtiges Instrument der öffentlichen Rede, das nur von wenigen richtig beherrscht wurde. Zu dieser Zeit gab es Rhetorik-Lehrer, die sich später in Rhetorik-Schulen versammelten und ihr Wissen weitergaben.
Gute Rhetoriker überzeugen mit ihren Reden und rufen bestimmte Emotionen und Handlungen hervor – denn Sprache beeinflusst, wie wir denken. Sie schaffen es, Menschen von ihrer Meinung zu überzeugen und ihnen eine bestimmte Sichtweise nahezulegen. Das Publikum hört ihnen gerne zu und behält die Inhalte leichter im Gedächtnis
Die officia oratoris – die Aufgaben des Redners
Im alten Rom war man sehr auf eine gute Rhetorik bedacht. Aus diesem Grund erläuterte Cicero in seinem Werk „De oratore“ die sogenannten officia oratoris. Diese beschreiben die Produktionsschritte und die Aufgaben des antiken Rhetorikers. Laut ihnen hat der Redner 3 Hauptaufgaben zu erfüllen:
- docere: Der Redner muss allen voran mit seinen Argumenten überzeugen. Dies hat vernunftorientiert und sachlich zu erfolgen.
- delectare: Eine Rede muss bis zu einem gewissen Grad unterhaltend sein und Vergnügen sowie Wohlgefühl auslösen. Dies erreicht ein Redner beispielsweise durch diverse sprachliche Ausschmückungen.
- movere: Mit seiner Rede muss der Rhetoriker starke Emotionen erwecken. Dies dient dazu, das Publikum zu manipulieren und zu überreden.
Laut den officia oratoris durchläuft ein Rhetoriker bei der Erstellung einer Rede 5 Schritte. Dabei hat er die einzelnen Schritte in genau dieser Reihenfolge abzuarbeiten:
- inventio = Ideen und Stoff sammeln
- dispositio = Rede gliedern
- elocutio = Rede ausformulieren
- memoria = Rede auswendig lernen
- actio = Rede vortragen
Die officia oratoris haben auch in der heutigen Zeit noch große Bedeutung. Redner können mithilfe dieser Konzepte ihre eigene Rede strukturiert planen und erfolgreich vortragen.
Wieso Rhetorik?
Rhetorik-Skills werden in unterschiedlichen Lebenslagen benötigt. Es gibt eine Reihe von Berufen, bei denen eine fundierte rhetorische Ausbildung ein absolutes Muss ist. Beispiele dafür sind Politiker, Journalisten oder allgemein Personen in Führungspositionen. Sie müssen mit ihrer Sprache erfolgreich kommunizieren und andere überzeugen.
Aber auch im alltäglichen Leben greifen wir oft auf die Rhetorik zurück. Wir benötigen sie in monologischen (z.B. Vortrag) sowie in dialogischen Gesprächssituationen (z.B. Vorstellungsgespräch).
Wir brauchen Rhetorik immer dann, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen und mit den eigenen Worten zu überzeugen. Nicht zuletzt wirkt sich eine gute Rhetorik positiv auf das eigene Selbstbewusstsein aus.
Tipps für eine bessere Rede
Eine gute Rede schreibt und hält sich nicht von allein, sondern benötigt viel Arbeit. Folgenden Aspekten ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken:
- Vorbereitung
- Ausformulierung
- Artikulation
- Körpersprache
Worauf kommt es nun bei den einzelnen Punkten jeweils an?
Vorbereitung
Eine ausgiebige Vorbereitung und Strukturierung der Rede, ganz im Sinne der officia oratoris, stellt den Ausgangpunkt einer jeden erfolgreichen Rede dar. Folgende Leitfragen helfen bei der Vorbereitung:
- In welchem Kontext und zu welchem Publikum rede ich?
- Was will ich mit meiner Rede erreichen?
- Was sind meine Kernaussagen und Argumente?
- Was weiß mein Publikum bereits und wo besteht Nachholbedarf?
- Wie löse ich Emotionen aus?
- Wie erzeuge ich Spannung?
- Welche Fragen treten vielleicht auf?
Ausformulierung
Wer eine erfolgreiche Rede halten will, muss bei der Ausformulierung einiges beachten. Zunächst einmal ist es wichtig, dass der Vortrag aus einfachen und kurzen Sätzen besteht. Nur so kann man gewährleisten, dass das Publikum dem Redner folgt. Passive Sätze sind zu vermeiden und hier und da ist es sinnvoll, rhetorische Stilmittel einzubauen. Damit sollte man es allerdings nicht übertreiben.
Damit Argumente überzeugen, ist es wichtig, diese mit Beispielen zu illustrieren. Anschauliche Beispiele machen die Rede verständlicher und liefern einen Bezug zur Realität. Definitionen, Zahlen und Fakten sollten sich mit Beispielen die Waage halten.
Artikulation
Ein besonderes Augenmerk liegt auf Aspekten wie Sprechtempo, Pausen, Laustärke und Intonation. Überzeugende Reden zeichnen sich durch ein angenehmes Sprechtempo und sinnvoll gesetzte Pausen aus. Spricht man zu schnell, kann das Publikum nicht mehr folgen und schweift ab. Variationen in Laustärke und Intonation sorgen für mehr Abwechslung und Spannung.
Körpersprache
Nicht zu vergessen ist die eigene Körpersprache. Eine Rede zu halten bedeutet, dass man unter ständiger Beobachtung steht. Alles, was man tut, wird vom Publikum gesehen und interpretiert. Ab dem Zeitpunkt, wo man aufsteht und vor das Publikum tritt, muss man daher auf eine geeignete Körpersprache achten. Eine stabile und aufrechte Körperhaltung ist dabei nur der Anfang.
Fazit: Gute Rhetoriker werden nicht als solche geboren, sondern haben jahrelanges Training hinter sich. Auch Sie können zu einem guten Rhetoriker bzw. einer guten Rhetorikerin werden, wenn Sie genügend Zeit investieren. Das Motto hierbei laute: Üben, üben, üben!
Wer schreibt hier: Torsten Seidel
Gambio Shop-Einrichtung und Pflege
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